Über Helden und Opfer
Unser Verhältnis zu Gewalt, Helden und Opfern hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.
Ich habe in letzter Zeit viel über die kulturellen Veränderungen nachgedacht, die nur beim heraus zoomen sichtbar werden und in dem man längere historische Zeiträume betrachtet.
Wenn man sich die Geschichten und Mythen der frühen Zivilisationen anschaut, sieht man, wie sehr Heldentum, Macht und Stärke verehrt wurden.
Man denke nur an die Eisenzeit, die frühen Reiche im Nahen Osten oder die Fülle von Heldengeschichten in der griechischen Mythologie.
Aber die Heldengeschichte eines Menschen war oft der Untergang, das Grauen und das Trauma einer anderen Person – oder sogar eines ganzen Volkes.
In den alten Zeiten waren Herrscher und Helden nicht damit beschäftigt, ihre Taten – so grausam sie auch waren – zu verstecken.
Im Gegenteil, sie verewigten sie oft in Heldenliedern und Schriften, und einige wurden zu den Gründungsgeschichten ganzer Zivilisationen. Die Auslöschung eines anderen Stammes wurde nicht als etwas Falsches angesehen, sondern als eine Möglichkeit, Macht und Stärke zu demonstrieren.
Aber im Laufe der Zeit haben sich unsere Werte geändert.
Zwar sind wir gerade heute wieder Zeugen von Gräueltaten und kollektiver Gewalt, aber die Art und Weise, wie wir sie wahrnehmen und darstellen, hat sich deutlich verändert.
Wir haben uns von der Verherrlichung verabschiedet und sind jetzt eher damit beschäftigt, solche Taten herunterzuspielen und sie als notwendiges Übel zu rechtfertigen.
Das spiegelt einen tiefgreifenden Wandel in unserem kollektiven Bewusstsein und unseren Werten wider.
Dazu wächst die Empathie allgemein gegenüber Opfern und die Erkenntnis, dass ihr Leid Anerkennung verdient und benötigt.
In den alten Mythen lag der Schwerpunkt oft auf dem Sieger, nicht auf dem Verwundeten.
Heute legen wir mehr Fokus auf den Weg der Heilung und der Stärkung der Resilienz.
Wir beginnen zu verstehen, dass ein gelungenes Leben eben nicht nur mit Willenskraft zu tun hat.
Viele wesentliche Aspekte des Lebens erfordern eine tiefere Verbundenheit mit anderen, und der natürlichen Weisheit des Lebens.
Einige indigene Kulturen haben dieses Verständnis von gegenseitiger Abhängigkeit bewahrt und stellen damit unsere modernen Vorstellungen des Individualismus in Frage.
Im Grunde ist Heilung nicht etwas, das man allein erreicht; sie ist ein kollektives Unterfangen, das in der Verbundenheit allen Lebens wurzelt.
Dieser Bewusstseinswandel und die damit einhergehende Veränderung unserer Sichtweise von Macht, Helden und Opfern ist von großer Bedeutung.
Aber wie bei allem im Leben hat jeder Fortschritt auch Nebenwirkungen, und ich frage mich heute oft, ob wir wirklich Fortschritte gemacht haben oder uns einfach auf die andere Seite derselben Münze begeben haben - von der Bewunderung der Helden zum Feiern der Opfer.
Keine dieser Polaritäten wird uns weiterbringen - weder individuell noch kollektiv.
Echte Evolution und Transformation entsteht durch die Integration beider Seiten.
Sowohl das Opfer als auch den Täter in sich selbst anzuerkennen, ist der wahre Weg zur Integration und letztlich zur Befreiung.
Dies ist eine der Dynamiken, die wir in Teil 2 des Podcast-Gesprächs über "The Shadows of Trauma-Informed Culture" erforscht haben.
Du findest die gesamte Episode hier (oder hier auf YouTube)
In allen Bereichen meiner Arbeit ist diese Dynamik, die Beziehung in mir (und in meiner Familie, meinen Vorfahren und meiner Kultur) zu Held und Opfer, wesentlich.
Ob es um die Stärkung des Herzens geht, als Raum, der beides aufnehmen kann, oder um die Erforschung und Heilung nicht-integrierter Aspekte unserer Vorfahren, würde ich mich freuen, dir in einem solchen Raum zu begegnen, wo du den nächsten Schritt in deiner Entwicklung machen kannst.
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